Vorlesung: Philosophie und Poesie der Postmoderne (WS 2014/15)
Professor Dr. Albert Meier

Vorgeschichte: Nietzsche – Adorno / Horkheimer

Das postmoderne Zentral-Prinzip der ›Pluralität‹ wendet sich gegen jeden Totalitarismus bzw. Fanatismus; dieser Anspruch kommt in der – oft als Freibrief für Beliebigkeit missverstandenen – Leitformel ›anything goes‹ (Paul Feyerabend) zum Ausdruck.

Noch deutlicher erscheint dieses Prinzip bei François Lyotard, dessen Formel ›guerre au tout‹ (›Krieg dem Ganzen‹) den traditionellen Glauben an absolute/umfassende Wahrheiten (= das Ganze) verneint. Die Postmoderne stellt damit einen Kontrapunkt zum Rationalismus der Aufklärung dar, dessen Vernunftdenken durch das Vertrauen auf objektive = kulturunabhängige Wahrheit geprägt war.

So hat Johann Christoph Gottsched (1700-1766) eine ›Korrespondenztheorie‹ vertreten, der zufolge menschliches Denken mit den tatsächlichen Sachverhalten ›übereinstimmen‹ kann bzw. soll; zu den Voraussetzungen dieses Aufklärungsrationalismus gehört zum einen das Prinzip des ›zureichenden Grundes‹ (jede ›Wirkung‹ muss erkennbare ›Ursachen‹ haben), zum anderen die Annahme einer ›zweiwertigen Logik‹ (eine Aussage ist entweder ›wahr‹ oder ›falsch‹).

Die modernen Naturwissenschaften haben diese Idee eines wahren ›Ganzen‹ mit absoluter Gültigkeit bereits im frühen 20. Jahrhundert widerlegt (vgl. Albert Einsteins ›spezielle Relativitätstheorie‹ (1905), Werner Heisenbergs ›Unschärferelation‹ (1927) und Kurt Gödels ›Unvollständigkeitssatz‹ (1931); Sigmund Freuds ›Instanzenlehre‹ leistet Vergleichbares für die menschliche Psyche, indem die Unterscheidung von ›Es‹, ›Ich‹ und ›Über-Ich‹ die Illusion eines einheitlichen ›Subjekts‹ dementiert).

Eine Problematisierung des Anspruchs auf ›Ganzheit‹ bzw. absolute/objektive Wahrheit findet sich auch in den Schriften Friedrich Nietzsches sowie in Dialektik der Aufklärung (1947) von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche (1844-1900) kann als besonders wichtiger Vorläufer postmodernen Denkens gelten, da er bereits im 19. Jahrhundert eine entschiedene Skepsis gegenüber der ›Vernunft‹ und ihrem Alleinvertretungsanspruch in puncto ›Wahrheit‹ äußert.

Im Anschluss an Einsichten der Frühromantik geht Nietzsche davon aus, dass Sprache nicht als Instrument beherrscht bzw. kontrolliert werden kann; da grammatische Ordnungsprinzipien (z. B. die Regeln der Syntax) den Sprachgebrauch weiter einschränken, könne man nur das denken, was die jeweilige Sprache möglich macht. Nietzsches Schlussfolgerung läuft darauf hinaus, dass ›Wahrheit‹ eine Illusion bleiben muss, weil sie als ästhetisch-rhetorische Umformung von Wahrnehmungen immer metaphorisch bleibt.

Neben sprachlichen Beschränkungen ist das Denken auch körperlich durch das Geschlecht und die Lebensumstände des Menschen bedingt. Das vermeintliche ›Subjekt‹ hat somit keine Verfügungsgewalt über sein Denken und damit auch keine Willensfreiheit; das Versprechen der Aufklärung, durch beständigen Fortschritt zur Wahrheit würde ein immer besseres Leben möglich, wird von Nietzsche als Irrtum entlarvt.

Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1947)

Horkheimer (1895-1973) und Adorno (1903-1969) formulieren in ihrer Dialektik der Aufklärung eine nachdrückliche Kritik an den Illusionen der Aufklärung: Die fehlende Selbstkritik der rationalistischen, allzu fortschrittsgläubigen Aufklärung, d. h. die fehlende Einsicht in die Dialektik von ›vernünftigem‹ und ›mythischem‹ Denken, habe in die offenbare Barbarei (= Nationalsozialismus) geführt. Das aufklärerische Vernunftstreben hat zwar zu einem Zuwachs an Naturbeherrschung (und dadurch an Freiheit) gebracht, zugleich jedoch eine immer stärkere Entfremdung von der Natur (und damit Unfreiheit) bewirkt.

Mit dieser Problematik (bzw. Dialektik) hat sich die Aufklärung nicht beschäftigt, so dass die Konsequenz ein Rückfall in die Mythologie war (besonders deutlich im Nationalsozialismus). Horkheimer und Adorno kommen zu dem Ergebnis, dass nur die Einsicht in die Dialektik und die Relativierung einer ›Ganzheit‹ langfristig ein freieres Leben ermöglichen. Entsprechend dieser Erkenntnis verzichtet das Werk bereits im Untertitel Philosophische Fragmente auf die sonst übliche ›Ganzheitlichkeit‹ einer philosophischen Abhandlung.

Paul Feyerabend: Against Method (1975)

»[…] there is only one principle that can be defended under all circumstances and in all stages of human development. It is the principle: anything goes.«

[Feyerabend, Paul: Against Method. Fourth edition. London – New York 2010, S. 12.]


Jean-François Lyotard: Réponse à la question : Qu’est-ce que le postmoderne?

»La réponse est: guerre au tout, témoignons de l’imprésentable, activons les différends, sauvons l’honneur du nom.«

[Lyotard, Jean-François: Réponse à la question: Qu’est-ce que le postmoderne? In: Lyotard, Jean-François: Le Postmoderne expliqué aux enfants. Correspondance 1982-1985. Paris 1988, S. 11-32, hier S. 32.]


Johann Christoph Gottsched: Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (1733/34)

»Uebereinstimmung unsers Erkenntnisses mit den Dingen selbst«

[Gottsched, Johann Christoph: Ausgewählte Werke. Herausgegeben von P. M. Mitchell. Fünfter Band. Erster Teil: Erste Gründe der gesammten Weltweisheit (Theoretischer Teil). Berlin – New York 1983, S. 203.]


Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches (1878-80)

»Jedes Wort ist ein Vorurtheil.«

[Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister. Zweiter Band. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 2. München 1980, S. 367-704, hier S. 577.]


Friedrich Nietzsche: Nachgelassene Fragmente (1887-89)

»Ich mißtraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist, für uns Denker wenigstens, etwas, das compromittirt, eine Form unsrer Immoralität.«

[Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 13: Nachgelassene Fragmente 1887-1889. München 1980, S. 533.]


Friedrich Schlegel: Athenäumsfragment Nr. 53 (1798)

»Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen müssen, beides zu verbinden.«

[Schlegel, Friedrich: Fragmente [Athenäums-Fragmente]. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Herausgegeben von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Zweiter Band. Erste Abteilung: Charakteristiken und Kritiken I (1796-1801). Herausgegeben und eingeleitet von Hans Eichner. München – Paderborn –Wien – Zürich 1967, S. 165-255, hier S. 173.]


Friedrich Nietzsche: Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne (1873)

»Was also ist Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, canonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen.«

[Nietzsche, Friedrich: Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 1. München 1980, S. 873-890, hier S. 880f.]


Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches (1878-80)

»Insofern aber alle Metaphysik sich vornehmlich mit Substanz und Freiheit des Willens abgegeben hat, so darf man sie als die Wissenschaft bezeichnen, welche von den Grundirrthümern des Menschen handelt, doch so, als wären es Grundwahrheiten.«

[Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister. Erster Band. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 2. München 1980, S. 9-366, hier S. 40.]


»Es giebt keine prästabilirte Harmonie zwischen der Förderung der Wahrheit und dem Wohle der Menschheit.«

[Nietzsche, Friedrich: Menschliches, Allzumenschliches (Anm. 8), S. 323.]


Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse (1886)

»Was in uns will eigentlich ›zur Wahrheit‹? Gesetzt, wir wollen Wahrheit: warum nicht lieber Unwahrheit? und Ungewissheit? Selbst Unwissenheit?«

[Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 5: München 1980, S. 9-243l, hier S. 15.]


»Was den Aberglauben der Logiker betrifft: so will ich nicht müde werden, eine kleine kurze Thatsache immer wieder zu unterstreichen, welche von diesen Abergläubischen ungern zugestanden wird, − nämlich, dass ein Gedanke kommt, wenn ›er‹ will, und nicht wenn ›ich‹ will; so dass es eine Fälschung des Thatbestandes ist, zu sagen: das Subjekt ›ich‹ ist die Bedingung des Prädikats ›denke‹.«

[Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse (Anm. 10), S. 31.]


Friedrich Nietzsche: Idyllen aus Messina (1882)

»Vernunft? − das ist ein bös Geschäfte:
Vernunft und Zunge stolpern viel!
Das Fliegen gab mir neue Kräfte
Und lehrt’ mich schönere Geschäfte,
Gesang und Scherz und Liederspiel.«

[Nietzsche, Friedrich: Idyllen aus Messina. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 3. München 1980, S. 333-342, hier S. 335.]


Friedrich Nietzsche: Ecce homo (1889)

»Bewusstsein ist eine Oberfläche«

[Nietzsche, Friedrich: Ecce homo. Wie man wird, was man ist. In: Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Band 6. München 1980, S. 255-374, hier S. 294.]


Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1947)

»Maßnahmen, wie sie auf dem Schiff des Odysseus im Angesicht der Sirenen durchgeführt werden, sind die ahnungsvolle Allegorie der Dialektik der Aufklärung.«

[Horkheimer, Max / Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. In: Adorno, Theodor W.: Gesammelte Schriften. Band 3. Herausgegeben von Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1981, S. 52.]


»Was wir uns vorgesetzt hatten, war tatsächlich nicht weniger als die Erkenntnis, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 11.]


»Wir hegen keinen Zweifel – und darin liegt unsere petitio principii -, daß die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken unabtrennbar ist. Jedoch glauben wir, genauso deutlich erkannt zu haben, daß der Begriff eben dieses Denkens, nicht weniger als die konkreten historischen Formen, die Institutionen der Gesellschaft, in die es verflochten ist, schon den Keim zu jenem Rückschritt enthalten, der heute überall sich ereignet. Nimmt Aufklärung die Reflexion auf dieses rückläufige Moment nicht in sich auf, so besiegelt sie ihr eigenes Schicksal.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 13.]


»Wir glauben, in diesen Fragmenten insofern zu solchem Verständnis beizutragen, als wir zeigen, daß die Ursache des Rückfalls von Aufklärung in Mythologie nicht so sehr bei den eigens zum Zweck des Rückfalls ersonnenen nationalistischen, heidnischen und sonstigen modernen Mythologien zu suchen ist, sondern bei der in Furcht vor der Wahrheit erstarrenden Aufklärung selbst. Beide Begriffe sind dabei nicht bloß als geistesgeschichtliche sondern real zu verstehen.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 14.]


»Es gehört zum heillosen Zustand, daß auch der ehrlichste Reformer, der in abgegriffener Sprache die Neuerung empfiehlt, durch Übernahme des eingeschliffenen Kategorienapparats und der dahinter stehenden schlechten Philosophie die Macht des Bestehenden verstärkt, die er brechen möchte.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 14.]


»Die Naturverfallenheit der Menschen heute ist vom gesellschaftlichen Fortschritt nicht abzulösen. Die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität, die einerseits die Bedingungen für eine gerechtere Welt herstellt, verleiht andererseits dem technischen Apparat und den sozialen Gruppen, die über ihn verfügen, eine unmäßige Überlegenheit über den Rest der Bevölkerung. Der Einzelne wird gegenüber den ökonomischen Mächten vollends annulliert.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 14f.]


»Während der Einzelne vor dem Apparat verschwindet, den er bedient, wird er von diesem besser als je versorgt. Im ungerechten Zustand steigt die Ohnmacht und Lenkbarkeit der Masse mit der ihr zugeteilten Gütermenge. Die materiell ansehnliche und sozial klägliche Hebung des Lebensstandards der Unteren spiegelt sich in der gleißnerischen Verbreitung des Geistes.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 15.]


»Unter den gegebenen Verhältnissen werden die Glücksgüter selbst zu Elementen des Unglücks.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 15.]


»Grob ließe die erste Abhandlung in ihrem kritischen Teil auf zwei Thesen sich bringen: schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 16.]


»Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 19.]


»Auf dem Weg zur neuzeitlichen Wissenschaft leisten die Menschen auf Sinn Verzicht. Sie ersetzen den Begriff durch die Formel, Ursache durch Regel und Wahrscheinlichkeit.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 21.]


»Aufklärung ist totalitär.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 22.]


»Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem, worüber sie die Macht ausüben.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 25.]


»Wie die Mythen schon Aufklärung vollziehen, so verstrickt Aufklärung mit jedem ihrer Schritte tiefer sich in Mythologie. Allen Stoff empfängt sie von den Mythen, um sie zu zerstören, und als Richtende gerät sie in den mythischen Bann. Sie will dem Prozeß von Schicksal und Vergeltung sich entziehen, indem sie an ihm selbst Vergeltung übt. In den Mythen muß alles Geschehen Buße dafür tun, daß es geschah. Dabei bleibt es in der Aufklärung: die Tatsache wird nichtig, kaum daß sie geschah.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 28.]


»Denn Aufklärung ist totalitär wie nur irgendein System. Nicht was ihre romantischen Feinde ihr seit je her vorgeworfen haben, analytische Methode, Rückgang auf Elemente, Zersetzung durch Reflexion ist ihre Unwahrheit, sondern daß für sie der Prozeß von vornherein entschieden ist.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 41.]


»Mit fortschreitender Aufklärung haben es nur die authentischen Kunstwerke vermocht, der bloßen Imitation dessen, was ohnehin schon ist, sich zu entziehen.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 34.]


»Seit der glücklich-mißglückten Begegnung des Odysseus mit den Sirenen sind alle Lieder erkrankt, und die gesamte abendländische Musik laboriert an dem Widersinn von Gesang in der Zivilisation, der doch zugleich wieder die bewegende Kraft aller Kunstmusik abgibt.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 78.]


»Glück aber enthält Wahrheit in sich.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 81.]


»Kulturindustrie sublimiert nicht, sondern unterdrückt. Indem sie das Begehrte immer wieder exponiert, den Busen im Sweater und den nackten Oberkörper des sportlichen Helden, stachelt sie bloß die unsublimierte Vorlust auf, die durch die Gewohnheit der Versagung längst zur masochistischen verstümmelt ist. Keine erotische Situation, die nicht mit Anspielung und Aufreizung den bestimmten Hinweis vereinigte, daß es nie und nimmer so weit kommen darf.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 162.]


»Kunstwerke sind asketisch und schamlos, Kulturindustrie ist pornographisch und prüde. So reduziert sie Liebe auf romance.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 162.]


»Die ihrer selbst mächtige, zur Gewalt werdende Aufklärung selbst vermöchte die Grenzen der Aufklärung zu durchbrechen.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 234.]


»Es gibt nur einen Ausdruck für die Wahrheit: den Gedanken, der das Unrecht verneint. Ist das Beharren auf den guten Seiten nicht im negativen Ganzen aufgehoben, so verklärt es ihr eigenes Gegenteil: Gewalt.«

[Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung (Anm. 14), S. 247f.]