Leitmotiv

(n.), a) in der Musik wiederkehrende, eingängige Tonfolge, die zur Charakteristik von Figuren, Situationen oder Stimmungen dient, v.a. bei K. M. von Weber und R. Wagner; analog dazu b) in der Literatur eine einprägsame, wörtl. oder ähnl. wiederkehrende Aussage, die einer Figur, Situation, Stimmung, Idee, einem Gegenstand oder Sachverhalt zugeordnet ist und Vorausdeutungen oder Rückverweise herstellt, die den Text gliedern (Th. Manns Zauberberg: Halskrause des Großvaters, Bleistift); oft auch nur syntaktisch-stilistische Züge (Zauberberg: Peeperkorns elliptische Redeweise).

Latinitas

puritas

Kyklos

(m.), ›Kreis‹, ›Umrahmung‹, ›Umschließung‹, rhetorische Figur; Wiederholung des ersten Wortes oder der ersten Wortgruppe eines Verses oder Satzes am Vers- oder Satzende. Beispiel: Mein Leben war sein Tod, sein Tod war mir mein Leben (Fleming, Andacht; zugleich Antithese und Chiasmus, in Bezug auf beide Teilsätze des Verses auch Anadiplosis: […] sein Tod, sein Tod […]).

inventio

Begriff aus der Rhetorik, der einen Teil der Aufgaben eines Redners bei der Konzeption seiner Rede bezeichnet: die Auffindung und Zusammenstellung des Stoffs

 

Hysteron proteron

(n.) oder Hysterologie (f.): ›falsche Folge‹, rhetorische Figur; Verkehrung der Reihenfolge zweier zeitlich und/oder logisch aufeinanderfolgender Glieder, z.B.: Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen (Goethe, Faust I).

Hyperbaton

(n.): ›Sperrung‹, rhetorische Figur; Trennung syntaktisch eng zusammengehöriger Wörter, etwa der Wörter eines Satzgliedes, durch einen Einschub, meist durch die Vorwegnahme eines späteren Satzteils; dient der besonderen Hervorhebung der auseinandergerissenen Wörter oder wird aus rein rhythmischen Gründen gesetzt. Beispiel: Bereit ein Mahl, daß ich des Halmes Frucht / Noch einmal koste, und der Rebe Kraft (Hölderlin) statt Bereit ein Mahl, daß ich des Halmes Frucht / und der Rebe Kraft noch einmal koste.

genus subtile

Begriff aus der Stil-Lehre, der den schlichten, einfachen Stil bezeichnet (schmuckloses bzw. ›natürliches‹ Sprechen)

genus medium (mixtum)

Begriff aus der Stil-Lehre, der die mittlere Stilebene bezeichnet

genus grande (sublime)

Begriff aus der Stil-Lehre, der den erhabenen, großartigen Stil bezeichnet (kunstvolles bzw. ›unnatürliches‹ Sprechen)

Figura etymologica

(f.): rhetorische Figur; Form der Paronomasie; Verbindung zweier Wörter desselben Wortstammes, aber verschiedener Wortklassen (im Unterschied zum Polyptoton) in einem Ausdruck oder Satz. Meist werden Verb und Nomen desselben Wortstammes auf diese Weise miteinander verbunden, z.B. Wer andern eine Grube gräbt, […] (Sprichwort); Hast nicht einmal so viel Scham, dich dieser Streiche zu schämen? (Schiller, Die Räuber).