Distichon

(n.), Plural: Distichen; griech. ›dis‹ = ›doppelt‹ und ›stichos‹ = ›Vers‹; Strophe aus zwei verschiedenen Verstypen; meistens: aus einem Hexameter und einem Pentameter bestehendes Verspaar (Beispiel: Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule, / Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab (Schiller); meistens in Epigrammen und Elegien vorkommend (elegisches Distichon).

Dipodie

(f.), Doppelfüßigkeit, in der antiken Metrik metrische Einheit aus zwei gleichen Versfüßen, v.a. beim Jambus und Trochäus, auch beim Anapäst. Für den Daktylus gilt meist die Monopodie.

Dimeter

(m.), Doppelmaß, in der antiken Metrik Vers aus zwei metrischen Einheiten. Da in der gr. Metrik die Dipodie schon je zwei Versfüße zu einer Einheit zusammenfasst, hat ein jambischer Dimeter vier Längen (úuúu/úuúu) bzw. Hebungen, Bsp.: Das Wásser raúscht’, das Wásser schwóll (Goethe: Der Fischer).

delectare

aut prodesse volunt aut delectare poetae

 

Daktylus

(m., Pl. Daktylen), antiker Versfuß aus einer langen und zwei kurzen Silben (úuu), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache aus einer betonten und zwei unbetonten Silben (úuu), z.B. feíerlich (Ggs.: Anapäst). In der Antike v.a. im Hexameter und Pentameter gebräuchlich (vgl. auch Distichon); in mittelhochdeutscher Lyrik häufig, im Barock von Buchner und Zesen als Nachahmung antiker Formen verwendet, dann wieder in Sturm und Drang und Klassik beliebt (Goethe, Schiller, Hölderlin). Vgl. auch Amphibrachys.

Completio

oder Complexio (f.): s. Symploke.

Chorlied

(n.), a) im antiken Griechenland weitverbreitete lyrische Dichtung für den Gesangsvortrag eines Chores; viele gr. Chorlieder sind triadisch in Strophe/Ode, Antistrophe/Antode und Epode eingeteilt (vgl. Pindarische Ode); b) konstitutives Element der antiken Tragödie, die sich aus Chorwettbewerben anlässlich der Dionysien und den dort vorgetragenen Dithyramben durch Einführung einer Wechselrede zwischen Chor und Chorführer sowie der Schauspieler entwickelte. Formen: Parodos (Einzugslied), Stasimon (Standlied), Exodos (Auszugslied), Ggs.: Monodie; c) allgemein jede für den Gesangsvortrag eines Chores als Vielzahl von Stimmen bestimmte lyrische Dichtung (Ggs.: Monodie).

aut prodesse volunt aut delectare poetae

lat. »die Dichter wollen entweder nützen oder unterhalten«; bezeichnet nach Horaz (De arte poetica) die Wirkung von Dichtung, die sich auf das ästhetische Vergnügen (delectare) und den gesellschaftlichen Nutzen (prodesse) richtet

Auftakt

(m.), eine oder mehrere unbetonte Silbe(n) am Versanfang vor der ersten Hebung. Vgl. Vers, Metrum, Versfuß.

 

Anfangsreim

(m.), Reim am Anfang zweier oder mehrere Verse, Bsp.: Krieg! ist das Losungswort. / Sieg! und so klingt es fort. (Goethe: Helena-Akt in Faust II). Vgl. auch Endreim, Binnenreim.