Stanze

(f.) auch Ottaverime, Oktave; ital. Strophenform aus acht Endecasillabi, im Deutschen aus acht fünffüßigen Jamben mit wechselndem männl. oder weibl. Versschluss (vgl. Kadenz) und strengem Reimschema aus zwei Terzinen und einem Reimpaar: aba bab cc. Dem Aufbau korrespondiert, ähnlich wie beim Sonett, die innere Struktur: Die beiden Schlussverse dienen der inhaltlichen Steigerung, Zusammenfassung o.ä.

Stabreimvers

(m.), auch Alliterationsvers, durch den Stabreim bestimmter germanischer Vers aus einer Langzeile, die durch zwei Kurzzeilen gebildet wird, selten auch nur aus einer Kurzzeile (altnordischer Ljoðaháttr). Es staben durch Alliteration in der Langzeile meist die erste und zweite Haupthebung des Anverses (erste Kurzzeile), selten nur eine von beiden, und die erste Haupthebung des Abverses (zweite Kurzzeile). Bsp.: Welaga nû, waltant got / wewurt skihit (Hildebrandslied).

 

Stabreim

(m.), besondere Form der Alliteration in der germanischen Dichtung, gleicher Anlaut (vgl. dagegen Endreim) verschiedener, in jedem Fall aber bedeutungstragender Wörter (also Nomen und Verben). Es staben alle Vokale untereinander, die Konsonanten sowie die Konsonantengruppen st, sp, sk staben jeweils unter sich. Vgl. Stabreimvers.

 

Spondeus

(m., Pl. Spondeen), antiker Versfuß aus zwei langen Silben (úú), auch als Daktylus oder Anapäst durch Zusammenziehung der beiden Kürzen zu einer Länge. Die Nachbildung von Spondeen in akzentuierender Metrik ist schwierig, da selbst bei annähernd gleicher Betonungsschwere zweier aufeinanderfolgender Silben doch meist eine den Hauptton trägt; Spondeen erscheinen in deutschen Nachbildungen so meist als Trochäen. Bsp.: Spríngquéll (vgl. Schillers Merkspruch unter Distichon).

 

Schweifreim

(m.), Reimschema: aabccb; die Variante aabaab wird auch ›Zwischenreim‹ genannt.

 

prodesse

aut prodesse volunt aut delectare poetae

Polyphonie

(f.), Mehrstimmigkeit; a) nach M. Bachtins Theorie der Dialogizität versammelt ein polyphoner Roman im Gegensatz zu einem monologischen (Monologizität) eine Vielzahl von divergierenden Stimmen und Perspektiven. Polyphonie und Dialogizität werden oft synonym verwendet; b) mehrstimmiger Gesang, Ggs.: Monodie.

 

Pindarische Ode

(f.), seit 600 v. Chr. übliche, jedoch durch Pindar (5. Jh. v. Chr.) zur Berühmtheit gelangte Form des gr. antiken Chorliedes, die aus zwei gleichgebauten Strophen (Strophe und Antistrophe oder auch Ode und Antode) und einer metrisch abweichenden dritten Strophe besteht (Epode: Abgesang).

 

Petrarkismus

(m.), auf Francesco Petrarca (1304-1374) zurückgeführtes Konzept der Liebeslyrik vom 14. bis zum 17. Jh., gekennzeichnet durch eine verbindliche, schematisierte Formsprache, die der Irrationalität des Liebesempfindens Rechnung trägt (Metaphern, Antithesen, Hyperbeln) und einen festen Motivkanon wie Liebesschmerz, Frauenpreis und eine Aufzählung der körperlichen Vorzüge der Frau – Sprecher im Petrarkismus ist immer der Mann (Ausnahmen im sog. ›Anti-Petrarkismus‹). Nähe zum Manierismus.

 

 

Pentameter

antikes Versmaß; Achtung: Da es im Deutschen kaum echte Spondeen gibt, weicht der Pentameter der deutschen Dichtung von den antiken Vorbildern ab (vgl. etwa ›Voll-Mond‹, das wir nur mit Betonung auf der ersten Silbe sprechen können: ›Vóllmond‹).
klassischer Pentameter: 2 Daktylen1 Spondeus – 2 Anapäste
deutscher Pentameter: 6 Hebungen! Der Spondeus wird ersetzt durch eine betonte Silbe, auf die eine Diärese (= kurze Sprechpause) folgt. Der letzte Versfuß besteht aus einer betonten Silbe.