Barockes Drama – Quellen und Zitate

Summarischer Innhalt der Geschicht vom Parisischen Doctor.

Im Jahr Christi 1082. war ein weitberühmbter Doctor zu Pariß/ welcher als er gestorben/ vnnd man die Leich besingen wollen/ hat er bey anfang der Lection Responde mihi, Gib mir Antwort/ etc. sich in der Todenbaar auffgericht/ vnd mit mennigklichs entsetzung geschryen: Auß gerechtem Vrthel Gottes bin ich anklagt. Deßwegen hat man die Vigil auff folgenden Tag verschoben/ an welchem der zuelauff von Leuten noch grösser worden/ die warteten was darauß werden wolt. Die Vigil fangt widerumb an/ vnd zu den Worten

Responde mihi, hebt sich der Tode widerumb auff vnd schreyt/ Auß gerechtem Vrthel GOttes bin ich gerichtet. Dieweil man aber noch nicht wissen kund/ was der strenge Richter vber disen Menschen geurthelt hett/ so erwartet man auch deß dritten Tags. Vnd als man widerumb anfienge zusingen Responde mihi, richtet sich der Leichnamb abermal auff/ vnd mit erschröcklicher Stimm schreyt er: Auß gerechtem Vrthel GOttes bin ich Ewig verdambt. Dises gieng Brunoni zu Hertzen/ verließ die Welt/ begab sich sampt andern Sechs seinen Mitgesellen in ein Wildnuß/ vnd hat allda den Carthäuser Orden angefangen.

Bidermann, Jakob: Cenodoxus. Deutsche Übersetzung von Joachim Meichel (1635). Herausgegeben von Rolf Tarot. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 1986 (rub 8958), S. 6.

Komödien zu spielen soll man um der Knaben in der Schule willen nicht wehren, sondern gestatten und zulassen, erstlich, daß sie sich uben in der lateinischen Sprache; zum Andern, daß in Comödien fein künstlich erdichtet, abgemalet und fürgestellt werden solche Personen, dadurch die Leute unterrichtet, und ein Jglicher seines Amts und Standes erinnert und vermahnet werde, was einem Knecht, Herrn, jungen Gesellen und Alten gebühre, wol anstehe und was er thun soll […].

Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Tischreden 1. Band. Weimar 1912, S. 431, Nr. 867.

[…] weil sie nicht allein die schönste vnter den Römischen Tragedien ist/ welche zwar von so vielen biß her noch übrig sind blieben; sondern sich auch auff jetzige Zeiten/ da es von nöthen seyn will/ daß man das Gemüthe mit beständigen Exempeln verwahre/ am allerbesten zu fügen scheinet.

Opitz, Martin: An den Leser. In: L. Annæi Senecæ Trojanerinnen; Deutsch übersetzet / vnd mit leichter Außlegung erkleret; Durch Martinum Opitium. Wittenberg 1625 [unpaginiert].

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Solche Beständigkeit aber wird vns durch beschawung der Mißligkeit des Menschlichen Lebens in den Tragedien zu föderst eingepflantzet: dann in dem wir grosser Leute/ gantzer Städte vnd Länder eussersten Vntergang zum offtern schawen vnd betrachten/ tragen wir zwar/ wie es sich gebühret/ erbarmen mit jhnen/ können auch nochmals aus wehmuth die Thränen kaum zu rück halten; wir lernen aber daneben auch aus der stetigen besichtigung so vielen Creutzes vnd Vbels das andern begegnet ist/ das vnserige/ welches vns begegnen möchte/ weniger fürchten vnd besser erdulden.

Opitz, Martin: An den Leser. In: L. Annæi Senecæ Trojanerinnen; Deutsch übersetzet / vnd mit leichter Außlegung erkleret; Durch Martinum Opitium. Wittenberg 1625 [unpaginiert].

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Ein Fürst fäll’t dem allein/ der in den Wolcken wacht. | Der in den Thron vns setzt/ kan auß dem Thron vns bannen.«

Gryphius, Andreas: In: Andreas Griphen Teutsche Reim=Gedichte. Darein enthalten I. Ein Fürsten=Mörderisches Trawer-Spiel/ genant. Leo Armenius […]. In Franckfurt am Mayn […]. Im Jahr. 1650, S. 1-83, hier S. 74.

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Der Heil. alte Kirchen=Lehrer Ovidius schreibet in seinem schönen Buch Memorium phosis, das Piramus die Thisbe zu einem Brunnen bestellet habe/ in mittelst sey ein abscheulicher heßlicher Löwe kommen/ vor welchem sie aus Furcht entlauffen/ und ihren Mantel hinterlassen/ darauff der Löwe Jungen außgehecket; als er aber weggegangen/ findet Piramus die bluttige Schaube/ und meinet der Löwe habe Thisben gefressen/ darumb ersticht er sich aus Verzweiffelung/ Thisbe kommet wieder und findet Piramum todt/ derowegen ersticht sie sich ihm zu Trotz.

Gryphius, Andreas: Absurda Comica Oder Herr Peter Squentz/ Schimpff=Spiel. Mit eigener Paginierung angebunden an: Andreæ Gryphii Freuden und Trauer=Spiele […]. Breslau – Leipzig 1663, S. 3-4.

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