Kadenz

metrische Form des Versschlusses; man unterscheidet zwischen männlicher (auch: stumpfer) und weiblicher (auch: klingender) Kadenz; die männliche Kadenz bezeichnet den Versschluss auf einer Hebung, die weibliche Kadenz bezeichnet den Versschluss auf einer Folge von Hebung und abschließender Senkung.

Freie Rhythmen

ungereimte Verse ohne durchgehende Vers- und Strophenmaße, jedoch an antiken Verselementen orientiert; Freie Rhythmen (in der dt. Dichtung seit Klopstock,
insbesondere zwischen Mitte des 18. und Mitte des 19. Jh.s) zeichnen sich bedingt durch ihre antiken Anleihen durch einen hohen Stil aus und unterscheiden sich somit von den prosa- näheren ›Freien Versen‹ (seit Anfang des 20. Jh.s)

Hexameter

antiker Vers aus sechs Daktylen, wobei der letzte Daktylus um ein Element verkürzt ist; in der dt. Dichtung hat sich eine frei Handhabung der Daktylen durchgesetzt, die mit Ausnahme des obligatorischen fünften Daktylus auch durch Trochäen (oder Spondeen) ersetzt werden können; der Hexameter hat eine obligatorische Zäsur, die zumeist im dritten Versfuß liegt; demnach ergibt sich folgendes metrische Schema; die dt. Hexameterdichtung etabliert sich seit Mitte
des 18. Jh.s und ist im wesentlichen auf versepische und elegische Dichtung (Elegie) beschränkt.
Beispiel:
Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung.
(Klopstock, Der Messias)

Blankvers

ungereimter 5-hebiger Jambus, der im 18. Jh. aus der englischen (Shakespeare) durch Übersetzungen in die dt. Dichtung übernommen wurde; seit Wielands Lady Johanna Gray (1758) und Lessings Nathan der Weise (1779) der gebräuchlichste Vers des dt. Dramas im 18. und 19. Jh.
Beispiel:
Er ist es! Nathan! – Gott sei ewig Dank,
Daß Ihr doch endlich einmal wiederkommt.
(Lessing, Nathan der Weise)

Alexandriner

mit Martin Opitz wird der Alexandriner in der dt. Dichtung seit dem 17. Jh. als gereimter 6-hebiger Jambus mit Binnenzäsur nach der 3. Hebung verstanden; im 17. Jh. ist der Alexandriner der maßgebliche Vers für die Lyrik (Sonett) wie auch für die Dramendichtung.
Beispiel:
Was itzund Atem holt, muß mit der Luft entfliehn,
Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn.
(Gryphius, Menschliches Elende)

Versmaß

(auch: Metrum) reguliertes metrisches Aufbauprinzip einer Versart, gebräuchliche Versmaße in der dt. Dichtung: Alexandriner, Blankvers, Hexameter, Pentameter

metrisches System

man unterscheidet u.a. zwischen: (1) akzentuierender Metrik, die sich nach der Silbenbetonung/-akzentuierung richtet (betont : unbetont); so etwa die dt. Dichtung seit dem 17. Jh.; (2) quantitierender Metrik, deren Prinzip ›silbenwägend‹ ist, sich also nach der Silbenquantität richtet (lang : kurz); so etwa die griechische und lateinische Dichtung; (3) silbenzählender Metrik, die sich nach der Silbenanzahl pro Vers richtet; so etwa die französische Dichtung

Vierheber

(m.), auch Viertakter, Vers mit vier Hebungen, in alternierendem Wechsel von Hebung und Senkung oder mit freier Senkungsfüllung, mit freier oder festgelegter Kadenz, mit und ohne Auftakt; Grundvers der akzentuierenden dt. Dichtung (vgl. Metrik), etwa in der Langzeile der germ. Stabreimdichtung, in alt- oder mittelhochdeutschem Reimvers, im Knittelvers und in der Volksdichtung.

 

Versfuß

(m.), auch Metrum, feste Abfolge mehrerer, nach Quantität oder Akzent bestimmter Silben als kleinste metrische Einheit eines Verses; die vier wichtigsten Versfüße der dt. Dichtung sind Jambus, Trochäus, Daktylus oder Anapäst.

 

Vers

(m.), metrisch gegliederte (im Extremfall als freier Rhythmus) und durch eine Pause am Versende (in neuzeitl. Lyrik zugleich Zeilenende) abgeschlossene Grundeinheit innerhalb des Gedichts, z.B. Dimeter, Trimeter,Pentameter, Hexameter, Alexandriner, Blankvers, Endecasillabo, Vierheber. Vgl. auch Metrik. Aus der Kirchensprache leitet sich der umgangssprachl., literaturwiss. jedoch falsche Gebrauch von ›Vers‹ als Synonym für Strophe her.