Der Begriff ‚Dekonstruktion’

 

Der Begriff ‚Dekonstruktion’, der auf den algerisch-französischen Philosophen Jacques Derrida (1930-2004) zurückgeht, ist bis heute stark umstritten, weil er nicht nur gängige Auffassungen von Literatur und Sprache radikal in Frage stellt, sondern zugleich auch die unausgesprochenen Voraussetzungen unseres Denkens. Zudem sieht sich das Konzept ‚Dekonstruktion’ immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, selbstreflexiv und zirkulär um die immer gleichen Themen zu kreisen, ohne neue Erkenntnisse zu ermöglichen. ‚Dekonstruktion’ meint nach Derrida die konstitutive und notwendige Unmöglichkeit eindeutigen und endgültigen Verstehens mittels Sprache. Derrida zufolge ist Sprache nie eindeutig, weil sich kein Wort eindeutig einer Bedeutung zuordnen lässt. Das was wir zu verstehen glauben, wenn wir ein Wort hören oder lesen, ist ein von uns im jeweiligen Moment konstruiertes Verständnis, das sich entsprechend auch wieder de-konstruieren lässt. In anderen Worten: Etwas vorher Konstruiertes wird rückgängig gemacht. So lässt sich zeigen, dass dem selben Wort mit gleicher Berechtigung auch andere Bedeutungen zugeschrieben werden können.

Das Anliegen von ‚Dekonstruktion’ ist also das Entschlüsseln der Konstruktion bzw. der Konstruiertheit des Sinnes in einem Text. Dabei treten die zu Grunde liegenden Bedingungen und Annahmen einer jeden Lesart zu Tage; der Leser gewinnt Einsicht in die Gemachtheit seiner eigenen Bedeutungszuschreibung und letztendlich die Freiheit, eine neue zu konstruieren. Dieser letzte Schritt allerdings ist nicht mehr originär dekonstruktiv, er wird vielmehr durch vorangegangene Dekonstruktion ermöglicht.

 

Lesen Sie zu Details über diesen Schritt jetzt  den Abschnitt Produktivität der Dekonstruktion.

 

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